Balkan-Roadtrip 2016 – Teil 10 (AL) Abenteuerliche Zeitreise nach Theth

Lebensgefährliche Zeitreise

Freitag, 12.08.2016

„Fahren Sie bloß nicht mit dem Auto, das ist lebensgefährlich“, hörte ich bislang von jedem, dem ich von meinem Vorhaben, nach Theth zu fahren, erzählte. Gestern abend erzählte ich es der Campingplatzbetreiberin. Es fahre ein Bus morgens um sieben, der koste 10,-€ und man käme heil an. Sie könne auch eine Übernachtungsmöglichkeit organisieren.

Ein Weltenbummler aus dem Schwarzwald hörte das Gespräch mit. Er wollte ebenfalls heute morgen mit dem Bus nach Theth fahren und riet mir dringend davon ab, selber mit dem Bulli zu fahren – die Straße sei lebensgefährlich. Er war vor ein paar Jahren schon einmal dort, aber das wolle er seinem Auto – und sich selber – kein zweites Mal antun.

Ich hatte von der Straße gelesen, von der einzigen Zuwegung in das ehemals abgeschiedenste Dorf Europas. Die gut 50 Kilometer lange Straße ist erst in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts gebaut worden, letztes Jahr wurde die Straße bis zur Passhöhe des Qafë Thorë auf 1.685m Höhe asphaltiert, die restlichen 13 Kilometer sollen in einem schlechten, nicht asphaltierten Zustand sein.

Burg Rozafa Castle Shkoder Albanien

Die Burg Rozafa

Um neun Uhr schaue ich aus dem Bulli: Strahlender Sonnenschein, aber vereinzelte Wolken in den Bergen. Was also tun? Ich werde erst einmal der gegenüber des Campingplatzes gelegenen Burgruine Rozafa einen Besuch abzustatten und dann spontan entscheiden. Vielleicht verziehen sich die Wolken ja, wie im Wetterbericht angekündigt?

Bleimoschee Shkoder Shkodra Albanien

Bleimoschee

Von der kleinen Straße zum Parkplatz an der Burg hat man einen schönen Blick auf die Bleimoschee, eine derzeit nicht in Nutzung befindliche Moschee aus dem Jahre 1773. Am kleinen Parkplatz knöpft mir eine ältere Dame 150,-LEK für den Parkplatz ab und freut sich, ein deutsches Auto zu sehen. Sie habe lange Zeit in Frankfurt gelebt und freut sich riesig, wieder einmal ein paar Brocken Deutsch sprechen zu können.

Der Weg zur Burg ist steil und aufgrund des sehr abgenutzten historischen Pflasters nicht gerade unglatt. Von unterwegs bieten sich tolle Ausblicke auf die Stadt, und auch die Berggipfel tauchen einer nach dem anderen aus den Wolken auf.

Blick auf Shkodra von der Rozafa Burg

Blick auf Shkodra von der Rozafa Burg

Shkoder, links die Hauptstraße, rechts die Große Moschee

Shkoder, links die Hauptstraße, rechts die Große Moschee

Auf der Burg bezahlt man noch einmal 200,-LEK Eintritt, verglichen mit heimischen Eintrittspreisen ein Schnapp. Dafür spaziert man fast alleine durch die Ruinen der antiken Festungsanlage, leider ohne hilfreiche Hinweistafeln, wie man sie anderswo in Albanien bereits häufiger zu sehen bekommt.

Burgmauer Burg Rozafa Shkoder

Zinnen. Eindeutig eine Burgmauer.

Zentrum der Festungsanlage ist die gut erhaltene Ruine der Burgkirche sowie ein größeres Gebäude, welches heute ein Waffenmuseum und ein sehr gutes Restaurant mit tollem Blick über den Flusslauf des Drin beherbergt.

Burgkirche Burg Rozafa, Shkodra

Burgkirche

Drin Shkodra Shkoder Albanien

Blick nach Südosten auf den Drin.

Waffenmuseum Restaurant Burg Rozafa Shkodra

Dieses Gebäude beherbergt ein Waffenmuseum und ein Restaurant

Hochzeit Shkoder Rozafa Albanien

Geheiratet wird in Albanien immer und überall.

Gegen halb elf mache ich mich auf den Weg Richtung Theth. Mit dem Didimobil. Google Maps veranschlagt knapp drei Stunden für die 70 Kilometer. Zuerst geht es über die tadellos ausgebaute, breite SH-1 in Richtung Montenegro, bis bei Koplik die SH-21 nach Theth abzweigt. Eine Polizeikontrolle am Straßenrand winkt mich fröhlich weiter. Mit 95km/h scheint man also nicht zu schnell zu sein auf Albaniens Bundesstraßen.

Tankstelle in Albanien

Letzte Tankstelle vor dem Ende der Welt.

Die SH-21 ist schmal und in einem sanierungsbedürftigen Zustand. Mehr als 50km/h sind kaum fahrbar, die Straße ist eng und löchrig und obendrein noch verhältnismäßig stark befahren. Je weiter man sich den Bergen nähert, desto besser wird die Straße überraschender Weise – und leerer.

Kirche an der Straße nach Theth, Albanien

Eine Kirche an der SH-21 – Erinnert an Südamerika.

Bald gleicht der Zustand der Straße einer deutschen Nebenstraße. Nicht perfekt, aber angenehm zu fahren. Die Landschaft wird merklich bergiger und grandioser, man merkt, dass man sich im Nachbartal meiner Einreiseroute nach Albanien befindet.

Straße nach Theth bei Boge, Albanien

SH-21 auf dem Weg nach Boge

In Boge, dem letzten Ort vor der Passstraße, warten Geländefahrzeuge zum Mieten auf Kundschaft nach Theth. Hier gibt es einen kleinen Lebensmittelladen, ein Café, eine Schule und einen Friedhof.
Mir kommt ein VW-T5 mit Kölner Kennzeichen entgegen. Kurzer Plausch und die bange Frage, in welchem zustand die Straße sei? Sie sei fahrbar, das junge Päärchen käme gerade von „unten“. Zweieinhalb Stunden haben sie für die 13 Kilometer von „ganz unten“ bis zur Passhöhe mit dem  T5 benötigt. Aber sehenswert sei Theth, absolut sehenswert!

Ein Schild an der Ortsausfahrt weist auf Fördergelder der EU für den Straßenbau hin. Und tatsächlich ist die folgende Passstraße in einem tadellosen Zustand, wenn auch größtenteils nur einspurig. Ein Reisebus oder größerer LKW dürfte hier nicht mehr langpassen. Alle paar hundert Meter befindet sich eine Ausweich- oder Haltebucht, teilweise sogar mit Aussichtsplattformen und Sitzgelegenheiten.

Neue Straße zum Qafe Thore Richtung Theth, Albanien 2016

Nagelneue Auffahrt zum Qafe Thore

Straße nach Theth

Steigungsreicher Endspurt auf die Passhöhe.

Die Straße beginnt, steiler zu werden. Auf dem letzten Kilometer vor der Passhöhe windet sie sich in mehreren Haarnadelkurven eng am Berghang hinauf. Lange Fahrzeuge haben hier keine Chance.

Dann ist die Passhöhe erreicht. Auf der anderen Seite bietet sich ein atemberaubender Blick knapp 1.000 Meter hinab in ein tiefes Tal, umgeben von den höchsten Bergen des Landes.

VW Bus Bulli am Qafe Thore, Straße nach Theth, Albanien 2016

Bis zum Pass haben wir es geschafft: Qafe Thores

Schilder weisen auf Gaststätten und Unterkunftsmöglichkeiten in Theth hin: Acht Kilometer noch, andere sprechen von zehn. Und die Straße hört in der Tat nach der Kurve auf. Sie wird nicht etwa „schlechter“, sie weicht einer Steinpiste. Einspurig, ohne jegliche Sicherung am hunderte Meter tiefen Abhang entlang. Ein Ausweichen bei Gegenverkehr kaum möglich.

Mit dem Bulli über die Offroad-Piste nach Theth, Albanien

Die letzten 13 Kilometer bis Theth

Das Didimobil schaukelt, als würde man ununterbrochen Kantsteine rauf und runter fahren, die Tachonadel bewegt sich keinen Millimeter. Das kann ja heiter werden. War die Straße von der montenegrinischen Grenze ab und an mal im zweiten Gang fahrbar, bleibt dieser hier ein Luxus. Schrittgeschwindigkeit und volle Konzentration sind gefragt, wenn es rechts neben der Linkskurve hundert Meter senkrecht hinab geht. Dafür entschädigt ein fantastischer Blick über die umliegenden Berge. Und bisher bin ich alleine hier.

Mit dem Bulli nach Theth: Haarsträubende Straße, Offroad-Piste, Albanien

Die Straße erfordert volle Konzentration.

Der VW Bus Bulli Didimobil auf der Straße nach Theth, Albanien Sommer 2016

Ganz oben auf den Bergen verläuft die Piste nach Theth.

Einmalige Piste Straße nach Theth, Roadtrip mit Bulli, Albanien 2016

Gegenverkehr wäre hier suboptimal.

Ganz langsam schaukelt sich das Didimobil vorwärts durch eine fast unberührte Landschaft. Immer wieder halte ich an, mache Fotos, genieße die Aussicht und die Landschaft. Herrlich.

Unbefestigte Bergstraße nach Theth, Albanien

Die Straße wurde erst in den 1960ern gebaut.

Nach einer guten halben Stunde Fahrt erreicht man eine Lichtung. Platz, den seit fünf Minuten im Rückspiegel sichtbaren Hintermann überholen zu lassen. Viel schneller ist er mit seinem SUV allerdings auch nicht.

Die Piste verschwindet nach der Lichtung im Wald, und es geht merklich bergab. Glücklicherweise bleibt der Straßenbelag steinig, sodass zumindest kein Matsch zu erwarten ist.

Enge Schotterpiste, Straße nach Theth, Bulli-Roadtrip Albanien 2016

Enge, einspurige Haarnadelkurven – ungepflastert, versteht sich.

Unterwegs begegnet mir ein IFA-LKW, made in DDR. Robust müssen die Fahrzeuge hier sein, und über hohe Bodenfreiheit verfügen. Zum Glück befindet sich gerade hier eine kleine Ausweichmöglichkeit.

IFA LKW Gegenverkehr Piste Straße nach Theth Albanien

Begegnung auf einspuriger Piste.

Weiter geht es durch den Wald, immer auf der Bremse. Die Tachonadel hat sich seit einer Stunde nicht mehr bewegt, dafür ist im hinteren Teil des Didimobils so gut wie nichts mehr an seinem ursprünglichen Platz…

Einzige Straße nach Theth, Albanien 2016

Didimobil auf der einzigen Straße nach Theth

Unterwegs kommen mir noch zwei weitere Fahrzeuge entgegen. Es ist Millimeterarbeit zwischen Fels und Gebüsch auf der einen und Abgrund und Gebüsch auf der anderen Seite.

Und dann, nach 1,5 Stunden Fahrt, ist es plötzlich sichtbar: Theth. Noch immer etliche hundert Meter unterhalb bietet sich ein grandioser Blick auf das „vergessene Dorf“. Dort unten ist die Brücke über den Shala-Fluss, das „Zentrum“ der Streusiedlung und mein eigentliches Ziel. Gut 80 Menschen wohnen noch ganzjährig in dem Dorf, welches im Winter über Wochen von der Außenwelt abgeschnitten ist. Drei Meter Schnee auf der Passstraße sind keine Seltenheit.

Blick auf die Streusiedlung Theth

Theth

Wenn die Kölner recht behalten sollen, dann brauche ich noch etwa eine Stunde bis nach unten. So weit sieht das aber gar nicht aus.

Steinpiste nach Theth, halber Weg

Weiter geht es immer abwärts

Und tatsächlich, nach weiteren 20 Minuten die ersten Schilder „Willkommen in Theth„. Wegweiser zu Gasthäusern und zu einer Campingmöglichkeit. Ich kenne diesen Ort von Bildern, ich bin tatsächlich angekommen. Ging ja schneller, als ich gedacht hatte. Dennoch möchte ich mit dem Bulli erst einmal zur Brücke fahren.

Willkommen in Theth.

Willkommen in Theth.

Theth ist eine Streusiedlung, deren Außenposten sich mehrere hundert Meter oberhalb des eigentlichen Dorfes befinden. Ganze 40 Minuten dauert die weitere Fahrt, durch eine wasserfallartige Furt und durch Schlaglöcher, bei denen ich kurzzeitig überlege, doch lieber umzudrehen. Das Didimobil rutscht mit vier stehenden Reifen die Löcher hinunter. Hier muss ich morgen wieder irgendwie rauf…

Brücke im Ort in Theth, Albanien

Nach 2,5 Stunden ist die Brücke erreicht.

Dann, nach 2,5 Stunden Fahrt auf der Steinpiste, erreiche ich die Brücke im Tal. Erleichterung macht sich breit, und ein klein wenig Stolz. Ich – und das Didimobil – haben es geschafft. Wir stehen auf der Brücke des (einstmals?) entlegensten Ortes Europas. Die Zeit scheint stehengeblieben zu sein hier am Ende der Welt. In dem Dorf, das zu drei Seiten von mehr als 2.500 Meter hohen Bergen begrenzt wird. Ich bin glücklich.

Während ich auf der Brücke stehe, kommen zwei junge Erfurter auf mich zu und freuen sich, ein deutsches Auto zu sehen. Sie begrüßen mich freudig, sie sind heute morgen mit dem Bus hergekommen. Außer ihnen saß nur noch ein Deutscher in dem Bus, ein Herr aus Süddeutschland.
Ich erzähle ihnen, dass ich den Herren kennen würde, da es sich ganz bestimmt um den Schwarzwälder vom Campingplatz handele. Und da kommt er auch schon die schmale „Hauptstraße“ hinaufgewandert. Die Welt ist klein, gerade hier am Ende selbiger. Wir begrüßen uns freudig und amüsieren uns darüber, uns alle hier an diesem wundervollen Ort getroffen zu haben, als ein weißer Pickup-Truck vorbeikommt. Zwei albanische Jugendliche sitzen drin, keiner von beiden alt genug, einen Führerschein zu haben. Sie plaudern mit uns und im Laufe des Gespräches stellt sich heraus, dass ich noch keinen Übernachtungsplatz für das Didimobil habe. „Hier drüben ist unser Garten, da kannst Du Dich gerne hinstellen.“ Willkommen in Theth.

Schwein Abendbrot Theth

Abendbrot?

Ich stelle das Didimobil in den Garten zwischen Obstbäume und freilaufende Hühner. Nebenan ist ein Café, die beiden Albaner sind inzwischen wieder weg und so lade ich nur die drei Deutschen auf einen Kaffee ein. Etwas teuer als in der Stadt ist der Kaffee hier, ganze 100 LEK, aber das sollte die Reisekasse verschmerzen.

Morgen möchte ich zum Syri i kalter, dem „Blauen Auge“ von Theth. Finden die anderen drei interessant, und so verabreden wir uns für morgen früh um zehn Uhr am Didimobil. Der Weltenbummler nächtigt in einer Pension etwas oberhalb des Dorfes, eine Stunde Fußmarsch den Berg hinauf, und macht sich deshalb auf den Weg, um rechtzeitig vor Anbruch der Dunkelheit dort zu sein. Mit den beiden Erfurtern erkunde ich noch die Gegend, Ziel sind der Kulla-Turm und die Kirche. Von beiden wissen wir nicht, wo sie sich befinden, Schilder gibt es nicht.

Blutrache Turm Kulla Turm Theth

Kulla-Turm

Wir folgen der Hauptstraße, immer entlang des Shala-Flusses vorbei an vereinzelten Häusern, der verlassenen Schule und zwei anderen Bullis, die dort campen. Nach etwa eineinhalb Kilometern erreichen wir tatsächlich den Kulla-Turm. Wir sind die einzigen Touristen an dem neben der Kirche wohl bekanntesten Fotomotiv in Theth. Unsere Smartphones und Fotoapperate sind die einzigen Dinge hier, die davon zeugen, sich nicht im 18. Jahrhundert zu befinden. Während wir Erinnerungen für das Fotoalbum sammeln, kommen zwei albanische Kinder vorbei. Ob wir nicht mit ihnen Fußball spielen könnten?

Fußball mit albanischen Kindern vor dem Kulla Turm in Theth

Fußball vor der Touristenattraktion Nummer eins.

Aus Jacke und Schuhen(!) werden kurzerhand zwei Tore gezaubert und mit Ronaldo und Messi Junior vor dem grandiosen Alpenpanorama und dem hunderte Jahre alten Kulla-Turm rund eine Stunde lang unsere ganz eigene Fußballweltmeisterschaft ausgespielt.

Anschließend wollen wir uns in dem angrenzenden Gasthaus stärken, stellen jedoch fest, dass die Zeit schon ganz schön vorangeschritten ist und es bald dunkel wird. Straßenlaternen sind hier noch lange nicht erfunden, und empfindlich kalt wird es hier oben auch, wenn die Sonne erst einmal weg ist.

Bergpanorama, Albanische Flagge, Doppeladler, Albanische Alpen, Theth

Bergpanorama in Albanien.

Die beiden Erfurter übernachten in einem Gasthaus etwa 300 Meter vom Didimobil entfernt und haben Halbpension gebucht. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg dorthin und wollen schauen, ob ich spontan auch etwas zu essen bekommen kann. Essen wird auch in den Gasthäusern in Theth frisch aus dem eigenen Garten zubereitet. Eine Speisekarte gibt es nicht. Ich werde freundlich begrüßt und klar, mitessen ist kein Problem, kostet 7,-€.

Fußgängerbrücke aus zwei Metallrohren in Theth, Albanien

Fußgängerbrücke made in Albania. Erspart einen Drei-Kilometer-Umweg.

Es gibt ein Vier-Gänge-Menü: Zuerst eine Gemüsesuppe, gefolgt von einer Art Nudelauflauf/-gratin. Es folgen Unmengen an frischem Fleisch, welches beim Berühren direkt vom Knochen fällt (vermutlich haben wir heute Nachmittag noch mit ihm geredet…) und Gemüse. Zum Nachtisch gibt es noch kleine Küchlein und einen selbstgebrannten Raki. Sieben Euro für so ein Menü – alles mehr als frisch – das war es allemal wert, gerade in dieser abgeschiedenen Region. Noch zwei Bier und einen Raki und ich mache mich im Dunkeln auf den Weg zum Didimobil. Selbst mit Taschenlampe sieht man den Unterschied zwischen Fluss und Straße, die sich hier beide die gleiche Trasse teilen, nicht wirklich. Dafür sieht man Millionen von Sternen am Nachthimmel. Ich setze mich noch dick eingemummelt vor das Didimobil und starre in den Himmel, bevor ich es mir in voller Montour im Bett bequem mache.

VW Bus Bulli Roadtrip nach Albanien in Theth

Zwei Nächte durfte das Didimobil hier stehen.

10 Replies to “Balkan-Roadtrip 2016 – Teil 10 (AL) Abenteuerliche Zeitreise nach Theth”

  1. Adam

    Hallo Didi
    Nächstes Jahr möchte ich und meine Familie auch die SH 21 bis nach Theth überqueren. Seit 12 Jahren hat uns unser Heja (T3 Hochdach) noch nicht im Stich gelassen. Zahlreiche Alpenpässe im ersten Gang gemeistert. Bei dieser Strecke habe ich aber ein mulmiges Gefühl im Bauch. Deshalb meine Frage, wie sind die Steigungen dort. Der Bulli hat den kleinen Saugdieselmotor 1.6 drin und habe Angst dass er da mit seinen 50PS an seine Grenzen stößt. Wiederum hat er ein 5Gang Getriebe mit einem kurzen und starken ersten Gang. Wie schätzt du meine Chancen ein 🙂 ? Welchen Motor hat dein Bulli?
    Viele Grüße aus Polen und danke für deine Autowert im Voraus.

    Antworten
    • Didi Wöhrmann Autor dieses Beitrags:

      Dzień dobry, Adam.

      Vor den Gebirgspässen auf dem Balkan brauchst Du Dir generell keine Sorgen machen, die Auffahrten sind meist relativ lang, aber dafür mit Steigungen um die sieben bis neun Prozent vergleichsweise flach.

      Das Didimobil ist ein JX mit dem 70PS Turbodiesel und damit das vermutlich ungeeignetste Fahrzeug für steile Bergfahrten. Bislang hat es aber jeden noch so steilen Berg gemeistert, z.B. den Obersalzberg mit 24% über mehrere Kilometer Länge oder auch kurze Steigungen von bis zu 33% in England.

      Die SH21 sollte dem 1.6er keine Probleme bereiten, wenn man ihn brav im ersten oder zweiten Gang mit etwa 20-30 km/h erklimmt.

      Meinen Informationen nach wird die Straße vom Qafë Thorës hinunter nach Theth derzeit jedoch auagebaut, d.h. asphaltiert (siehe HIER ). Das ist einerseits sehr schade, andererseits warten die Bewohner von Theth seit Jahren darauf, da dies den Weg in die nächste Stadt nach Koplik um mindestens eine Stunde verkürzen wird.

      Generell sind Bullis sehr robuste Fahrzeuge. Obwohl auch und Gerade in Albanien oft davon abgeraten wird, bestimmte Strecken ohne Allrad zu fahren, werden Dir die Einheimischen mit einem Bulli jedes Mal sagen, die Straße sei problemlos befahrbar, da es ansich hauptsächlich auf die Bodenfreiheit ankommt. Viele Albaner selbst fahren 30 Jahre alte Mercedes-Limousinen oder klapprige Dacia-Kleinwagen mit sechs Personen besetzt über die Straßen, vor denen viele Bulli-Fahrer Angst haben, dass der Bulli sie nicht schaffen würde. 🙂

      Ich drücke Euch ganz fest die Daumen, dass wir dieses garstige Virus möglichst bald in den Griff bekommen und Ihr dann nächstes Jahr auch schon sorgenfrei in eines der faszinierendsten Länder Europas reisen könnt. Bedenkt bitte, dass das Gesundheitswesen in Albanien bei Weitem (noch) nicht europäischem Mindeststandard entspricht. Es fehlt noch oft an den elementarsten Dingen und ausreichend notfallmedizinischem Gerät für den Fall der Fälle.

      Habt ein schönes Weihnachtsfest und bleibt gesund,

      Liebe Grüße nach Polen

      Didi 🙂

      Antworten
  2. Sonja

    Hallo Didi,
    mein Freund und ich reisen im August 14 Tage nach Albanien. Wir fliegen allerdings nach Skopje (Mazedonien), kommen dort Sonntagnachmittag an und schlafen dort eine Nacht und planen am nächsten Tag mit einem Taxi oder ähnlichem nach Valbona zu fahren. Dort angekommen wollen wir am darauffolgenden Tag die Wanderung von Valbona über den Valbona-Pass nach Theth meistern (hast Du Tipps wie wir das mit unserem Gepäck handhaben können?). In Theth angekommen wollen wir dort eine Nacht verbringen und uns am nächsten Tag nach Shkodra fahren lassen. Hast Du eine Idee wie wir noch den Koman-See integrieren können? Auch in Shkodra planen wir eine Übernachtung. Danach haben wir ein kleines unbeplantes Loch von Donnerstag auf Freitag. Freitag wollen wir aufjedenfall in Tirana ankommen da wir von Freitag bis Sonntag zwei Nächte in Tirana geplant haben. Ab dem Sonntag haben wir dann vorgesehen für ca. 5 Tage einen Mietwagen zu leihen in dem man notfalls auch schlafen kann (Citroen Berlingo Kastenwagen). Mit diesem wollen wir dann über den Llogara-Pass die Küste entlang bis evtl nach Saranda und dann wieder nach oben. Den Mietwagen in Tirana abgeben und am Sonntag, zwei wochen nach Ankunft, wieder von Skopje aus nach Hause fliegen.
    Hört sich das realistisch an?!
    Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du uns als Albanienerprobter mit Deiner Erfahrung weiterhelfen könntest.
    Vielen Dank für Deine Mühe.
    Liebe Grüße
    Sonja

    Antworten
    • Didi Wöhrmann Autor dieses Beitrags:

      Moin Sonja,
      generell hört sich Euer Plan sehr gut an. 🙂

      Wie genau Ihr am Besten von Skopje nach Valbona kommt, kann ich nicht definitiv sagen. Ein Taxi wird sicherlich um die 100,-€ kosten, macht Euch aber mal schlau, ob es Busverbindungen von Skopje nach Prizren (Kosovo) gibt, von dort soll es mehrmals täglich Busverbindungen nach Bajram Curri (Albanien) geben. Von dort entweder ganz wie die Einheimischen per Anhalter weiter nach Valbona oder per Furgon (Minibus).

      Versucht, Euer großes Gepäck in Valbona im Gasthaus zu lassen und wandert nur mit einem Rucksack mit dem Nötigsten. Von Theth nach Skodra (oder Koplik) gibt es regelmäßige Furgon- (Kleinbus-)Verbindungen, die mit 10,-€ aber verhältnismäßig teuer sind. Fragt Eure Gastgeber dort (ich empfehle das Gasthaus Harusha direkt an der Brücke, lieben Gruß an Nico 😉 ), ob sie Euch eine Mitfahrgelegenheit nach Koplik organisieren können, von dort fahren regelmäßig Busse und Furgons nach Shkodra.

      Von Shkodra fährt morgens um 7 ein Kleinbus nach Koman mit Anschluss an die Fähre. Wann genau wird man Euch in Shkodra im Hotel/Gasthaus ganz bestimmt sagen können. Nach Ankunft der Fähre in Fierze steht auch dort ein Furgon bereit, welches Euch nach Bajram Curri bringt, von wo es genau wie bei der Anreise zurück nach Valbona geht. Verbringt dort noch eine Nacht und lasst die Eindrücke sacken.

      Von Valbona nehmt ein Furgon oder fahrt per Anhalter nach Bajram Curri, von dort fahren mehrmals täglich Busse nach Tirana (Fahrzeit um die fünf Stunden!). Somit wärt Ihr am späten Nachmittag dort.

      Eine Woche mit dem Wagen die Mittelmeerküste hinunter reicht ansich aus. Unterwegs gibt es zahlreiche Gasthäuser, wenn Ihr wirklich im Auto schlafen könnt und wollt fahrt unterwegs runter zum „Gate to Horizon“ Campingplatz in Lukova – Ein Paradies auf Erden. 🙂

      Einzig versucht NICHT, von Gjirokaster durch das landschaftlich wunderschöne Vjosa-Tal über Kelcyra nach Berat zu fahren – die Straße ist ab Kelcyra für normale PKW nicht befahrbar. Nach Permet kämt Ihr jedoch problemlos.

      Erkundigt Euch auch dringend in Tirana nach den Verbindungen von dort nach Skopje, es kann sein, dass es ebenfalls günstiger ist, über Prizren zu fahren.

      Auch, wenn in den letzten Jahren sehr viel Geld in hochmoderne Verkehrswege investiert wurde, so erlaubt die Topographie und der auf einigen Straßen nach wie vor miserable Straßenzustand oftmals nur ein sehr langsames Vorankommen. Plant also immer einen großen Zeitpuffer ein und seid darauf vorbereitet, Eure Pläne spontan zu ändern und zu improvisieren. 🙂

      Lieben Gruß,
      Didi

      Antworten
  3. Hedwig

    Hallo Didi,
    meine Familie (Mann + 5Jähriger) planen Ende Juni mit Fähre und VW (Cross)-Polo Albanien für 2 Wo zu bereisen.
    Unbedingt wollen wir u.a. nach Theth.
    Nun meine Fragen: Hat sich neben Modernisierung der Beleuchtung zufällig auch die Straße verbessert?
    Denn wirklich gerne würde ich schon selber fahren (bin moderate Almwege in den bayerischen Alpen gewöhnt)…
    Und sind freilaufende, wilde Hunde (noch) ein Thema?

    Herzlichen Dank schon mal!
    LG
    Hedwig

    Antworten
    • Didi Wöhrmann Autor dieses Beitrags:

      Moin Hedwig,

      die Straße nach Theth ist meines Wissens nach nach wie vor in einem sehr schlechten Zustand. Letztes Jahr war sie etwas besser als noch vor zwei Jahren, aber ich denke, das ist alles ein wenig wetter- und geldabhängig, in wie weit einzelne Stellen ab und an entschärft werden (können).

      Ein Cross-Polo sollte die Strecke meistern können. Es kommt bei den Fahrzeugen hauptsächlich auf Bodenfreiheit drauf an, ich habe dort unten auch schon Fiat Puntos und alte Mercedes 200D Limousien angetroffen. Fahrt einfach vormittags los und lasst Euch Zeit, das klappt schon. 🙂

      Freilaufende Hunde sind mir letztes Jahr das erste Mal auf dem gesamten Balkan sehr negativ aufgefallen, in Theth selber habe ich jedoch noch keinen getroffen. Ich glaube, der Weg dorthin ist ihnen zu anstrengend. 😉 Im Rest des Landes kann es allerdings schon mal vorkommen, dass man entweder direkt auf einen leicht aggressiven Hund trifft oder sich eine Straße weiter zwei Hunde die gesamte Nacht anbellen, sodass man am nächsten Morgen nicht wirklich ausgeschlafen ist… / (Ok, ein einziges Mal am Ohrid-See erlebt…).

      Liebe Grüße und einen ganz tollen Urlaub,

      Didi 🙂

      Antworten
  4. Marco

    Hallo
    Meine Freundin und ich reisen im September nach Albanien und wollten von 10 Tagen einen 5 Tägigen Roadtrip machen. Unser Ziel ist unteranderem auch Theth. Ich habe mir ihren Text durchgelesen und bin Überwältigt! Genau so haben wir uns es vorgestellt ! Hätten sie noch andere Orte die man unbedingt sehen muss ? Würde Orte in der Natur bevorzugen
    LG Marco

    Antworten
    • Didi Wöhrmann Autor dieses Beitrags:

      Moin Marco,
      ganz großes Sorry dass ich erst jetzt die Zeit finde, Dir zu antworten.

      Albanien ist in meinen Augen eines der schönsten und natürlichsten Länder Europas, aber leider – oder für die Bevölkerung Gott sei Dank – auch ein Land im Wandel. Ich war letztes Jahr erneut u.a. in Theth. Auf der einen Seite ist es schön zu sehen, dass sich das Dorf und die Infrastruktur weiterentwickeln, andererseits erleuchten jetzt nachts grelle LED-Strahler die Häuser und Strassen, sodass ein ungetrübter Blick auf einen Sternenhimmel im Vergleich zu 2016 nicht mehr möglich ist. Dafür kann man jetzt auch nachts Fluss von Weg unterscheiden. Hat also alles seine Vor- und Nachteile, und für die dort lebende Bevölkerung hat die grelle Beleuchtung in erster Linie große Vorteile.

      10 Tage Albanien reichen eigentlich hinten und vorne nicht, ein 5-tägiger Roadtrip inkl. Theth kann sich daher nur auf die Albanischen Alpen beschränken.

      Als Ausgangspunkt für Theth bietet sich Shkodër an. Sehenswerte, kleine Innenstadt mit hoher Aufenthaltsqualität, sehr zu empfehlen ein Besuch im „Museum of Memory“, wo man sehr eindrucksvoll die Geschichte von 70 Jahren Kommunismus, Diktatur und Unterdrückung in Albanien erleben kann. Auch die Ure e Mesit, eine alte Steinbogenbrücke nördlich von Shkodëer, ist einen kurzen Abstecher wert.
      Theth ist leider eine Sackgasse, für die 70 Kilometer solltet Ihr rund vier Stunden einplanen. Fahrt auf jeden Fall über die SH-1 nach Koplik und von dort nach Theth, NICHT über Pekal. Die Strecke ist zwar stellenweise in Shkodër ausgeschildert, aber die Straße ist selbst mit Allradfahrzeugen nicht in unter acht bis zehn Stunden passierbar!

      Zum Blauen Auge (Syri i kalter) in Theth sind es gute sechs Kilometer, mit einem normalen PKW ist die Piste kaum zu meistern, mit dem recht hohen Bulli habe ich die Strecke mit zweimaligem Aufsetzen in rund 1,5 Stunden geschafft. Ist sehr sehenswert aber nahezu ein Tagesausflug.

      Highlight einer jeden Albanienreise sollte eine Fahrt mit der Fähre (oder mit dem Bus-Boot ohne Auto) über den Koman-See sein, das ist in meinen Augen ein absolutes Muss. Das Fährticket kann man mit Glück im Hotel oder auf dem Campingplatz in Shkodër bereits kaufen, ansonsten sollte man es am Abend vor der Fahrt gegen 17 Uhr direkt am Fähranleger in Koman besorgen (Fahrzeit für die 50 Kilometer Shkodër-Koman rund 2 Stunden!). In Koman gibt es unter der Brücke ein sehr einfaches, kleines „Hotel“ und einen Campingplatz. Die Fähre legt morgens um neun ab.
      Von Fierzë am anderen Ende des Koman-Sees (Ankunft gegen 13.00) empfiehlt sich ein Abstecher nach Valbonë. Hier gibt es mehrere Gasthäuser und Campingmöglichkeiten, die Straße ist in einem hervorragenden Zustand. Zurück fährt man entweder durch das Hinterland über Fushë-Arrez (ca. 200km) oder macht den großen Bogen durch den Kosovo-Kukës-A1-Milot, zeitlich nimmt sich beides nicht viel. Plant dafür einen ganzen Tag ein, da die Straßen zwar vergleichsweise vernünftig, aber durchweg sehr kurvig sind und ein zügiges Vorankommen somit unmöglich machen. Alternativ fahrt zurück nach Tirana.
      Je nachdem, von wo Ihr nachher das Land wieder verlassen wollt, wäre eine Fahrt nach Sarandë im Süden entlang des Mittelmeeres über den Llogara-Pass noch eine ganz tolle Sache, in Himarë, Dhermi oder Borsh gibt es tolle kleine Strandhotels zu günstigen Preisen oder auch etliche Campingmöglichkeiten.

      Wenn Du mir mehr Details zu Euren Planungen gibst (Wie seid Ihr unterwegs? Wo wollt Ihr nächtigen?), kann ich Dir gerne eine kleine Route planen, die zeitlich schaffbar ist und auf der Ihr so viel wie möglich von Land und Leuten mitbekommt. 🙂

      Liebe Grüße,

      Didi

      Antworten

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